H-J


Hamiyet Hulusi Hanım
Geb. 1877 in İstanbul, gest. 13. Februar 1930 in İstanbul. Klavierlehrerin.
Ihr Vater war Morali Suphi Paşa, der nach dem Russischen Krieg Hilfen für die Immigranten organisierte und sich vor allem für die Bildung der Mädchen einsetzte; er gründete zwei Internate für sie. Hamiyet Hulusi Hanım verlor ihren Vater, als sie 9 Jahre alt war. Sie ging dann in die "Kız Sanayi Mektebi" (Mädchenschule), die einst ihr Vater eröffnete. Sie folgte dem Beispiel ihres Vaters und engagierte sich zeitlebens für Mittellose. Für die Flüchtlinge nach dem Balkankrieg gründete sie mit Freunden 1912 den "Esirgeme Dernegi" (Schutzverein). Später war sie zusätzlich im "Hilal-i Ahmer Hanımlar Merkezi" tätig, einem Zentrum von Frauen, die unter anderem Mittellosen Hilfen bot. Hamiyet Hulusi Hanım heiratate 1901, bekam zwei Kinder. Als ihr Mann verstarb, arbeitete sie als Klavierlehrerin, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Quelle:
  • Çolak, Güldane; Uçan, Lale (2008). II. Meşrutiyet'ten Cumhuriyet'e Basında Kadın Öncüler (Die ersten Frauen in der Presse in der Zeit von der Monarchie bis zur Republik). Heyamola Yayınları.

Hakkı, Behire
Geb. ? in ?, gest. ? in ?. Bekleidungsnäherin; Lehrerin.
Tochter des Untersuchungsrichters Mahmud Cemal Bey. Behire Hakkı erhielt privaten Unterricht. Schon als Kind interessierte sie sich für das Nähen; mit 11 nähte sie sich selbst ein Kleid. In ihrem Umfeld galt das Selbstnähen als Zeichen für Armut. Behire Hakkı sah das aber anders. Sie war stolz auf ihre Fähigkeit, und sie empfand es als erstrebenswert, nicht auf das Geld des Vaters oder des Ehemannes angewiesen zu sein, um sich gut zu kleiden und auch um den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem wurde damals die Bekleidung vorwiegend von Armeniern genäht, und Behire hielt es für wichtig, dass die türkische Frau einen eigenen Bekleidungsstil entwickelte. In den Kriegsjahren sah sie die Armut in ihrem Land und überlegte, welchen Beitrag sie für die Menschen leisten könnte. Sie eröffnete 1913 in Taş Mektep, İstanbul, eine Nähschule namens "Biçki Yurdu", in der sie Frauen das Nähen beibrachte, die wiederum mit dem Nähen Geld verdienen konnten. Die Schülerinnenanzahl wuchs; Behire eröffnete weitere Schulen in den Stadtteilen Üsküdar, Beşiktaş und Beyazit und Fatih. 1928 betrug die Gesamtzahl der Schülerinnen 1794. Außerdem schrieb sie das 3-bändige Buch "Biçki Nazariyat ve Kavaidi", in dem die Nähkunst beschrieben wird. Für ihre Leistungen erhielt sie die "Maarif ve Sanayi Nişanı" - eine Auszeichnung im Osmanischen Reich für besondere Verdienste in der Bildung, Kultur und Wirtschaft.
Quelle:
  • Çolak, Güldane; Uçan, Lale (2008). II. Meşrutiyet'ten Cumhuriyet'e Basında Kadın Öncüler (Die ersten Frauen in der Presse in der Zeit von der Monarchie bis zur Republik). Heyamola Yayınları.

Hatice Nakiye Hanım
Geb. 1846 (1845?) in İstanbul, gest. 1899 (1898?, 1879?) in İstanbul (?). Dichterin.
Tochter von Osman Saib Efendi. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wurde sie von der Tante aufgezogen. Sie besuchte das Darülmuallimat (Lehrerinnenschule); war Mitglied des Yenikapı Mevlevi-Ordens; lehrte in der Darülmuallimat Persisch und Geschichte; schrieb ein Persich-Wörterbuch und übersetzte das Buch „Zavallı Çocuk“ von Namık Kemal ins Persische. Sie lebte eine Zeit in Ägypten. In der Zeit des Sultan Mehmet Reşat war sie Lehrerin einiger Sultanskinder; wurde von Abdülhamid II. mit dem Şefkat Nişanı ausgezeichnet. Sie hat die zweite Auflage der Gedichtesammlung ihrer Tante, der Dichterin Şeref Hanım, aufbereitet. Eine eigene Gedichtesammlung von Hatice Nakiye Hanım gibt es nicht. Ein Teil ihrer Gedichte befindet sich am Ende der Gedichtesammlung ihres Bruders Nebil Bey, ein anderer Teil wurde von Ahmet Muhtar Bey herausgegeben. Hatice Nakiye Hanım, die nie geheiratet hat, wurde im Çınaraltı-Friedhof des Yenikapı Mevlevi-Ordens beerdigt.
Quellen:
  • Bekiroğlu, Nazan (o. J.). Osmanlı Kadın Şairleri (Osmanische Dichterinnen). http://www.nazanbekiroglu.org/2000/01/02/osmanlida-kadin-sairler/ (Zugriff am 06. Dezember 2012).
  • Serhan Alkan İspirli (2007). Osmanlı Kadının Şiiri (Gedichte Osmanischer Frauen). Journal of Turkish Studies 2007, Vol 2, Issue 4. http://www.turkishstudies.net (Zugriff am 08. Juli 2012).

Hikmet, Celile; siehe Uğuraldım, Celile Hikmet

Hisar, Remziye
Geb. 1902 in ?, gest. 13. April 1992 in İstanbul. Chemie-Professorin.
Die damals dreijährige Grundschule absolvierte sie in einem Jahr, studierte später Chemie in İstanbul, promovierte an der Sarbonne in Paris und habilitierte an der Technischen Universität İstanbul. Remziye Hisar ist die erste Chemie-Professorin der Türkei. Von der französischen Regierung erhielt sie 1956 die Auszeichnung "Officer de l’Académie" und von Tübitak den Tübitak Wissenschaftspreis 1991. Sie ist Mitbegründerin der Türk Üniversiteli Kadınlar Derneği (Türkischer Verein der Frauen an der Universität).
Quellen:
  • Türk Üniversiteli Kadınlar Derneği, Samsun Şubesi (o. J.). Remziye Hisar (1902–1992). http://www.tukdsamsun.org.tr/m_haber.php?id=466 (Zugriff am 1. Februar 2013).
  • Stiftung Frauenbibliothek und -informationszentrum (Hrsg.) (2004). Ajanda 2004. İlkler. (Kalender 2004. Die Ersten).

Haydar, Aziz
Geb. 1881 in Tırhala, gest. Mai 1959 in İstanbul. Erzieherin, Frauenrechtlerin.
Ihr Vater Haydar Bey wurde als Bürgermeister in Thessaloniki eingesetzt; die Familie zog in die Nachbarschaft von Mustafa Kemal Atatürk, der wie Aziz Haydar 1881 geboren wurde. Beide waren befreundet. Haydar war eine engegierte Erzieherin, die sich besonders für die Bildung von Mädchen einsetzte. Zusammen mit ihrem Bruder İsmet Haydar eröffnete sie 1909 eine Art Vorschule für 8- bis 15-Jährige, für Kinder, die zuvor keine Schule besucht hatten. Im Balkankrieg musste die Schule schließen. Später eröffnete sie eine neue Schule, wofür sie ihren gesamten Schmuck verkaufte. Haydar schrieb auch feministische Artikel für die Frauenzeitschrift Kadın Dünyası. Sie war eine entschiedene Gegnerin der Verschleierung der Frauen mit der Begründung, dass man im Koran keine Stelle findet, die eine Verschleierung vorschreibt.
Quellen:
  • Aksoy, Murat (2005). Başörtüsü - Türban. Batılılasma, Modernleşme, Laiklik ve Örtünme. (Kopftuch - Turban. Westlichwerdung, Modernisierung, Laizismus und Verschleierung.) İstanbul: Kitap Yayınevi.
  • Çolak, Güldane; Uçan, Lale (2008). II. Meşrutiyet'ten Cumhuriyet'e Basında Kadın Öncüler (Die ersten Frauen in der Presse in der Zeit von der Monarchie bis zur Republik). Heyamola Yayınları.

İnan, Afet
Geb. 30. Oktober 1908 in Thessaloniki, gest. 8. Juni 1985 in Ankara. Historikerin.
Ihr Vater war der Forstbeamte İsmail Hakkı Bey, ihre Mutter Şehzane Hanım. Afet İnan wurde 1922 Lehrerin in Elmalı, arbeitete anschließend als Oberlehrerin in der dortigen Mädchenschule. 1925 absolvierte sie die Lehrerinnenschule in Bursa. Sie lernte Atatürk kennen, der sie adoptierte und nach Lausanne ins Internat Rochemont schickte, damit sie Französisch lernt. (Atürk adoptierte mehrere Mädchen, um sie in ihrem beruflichen Fortkommen zu untersützen.) Als sie zurückkam, besuchte sie zusätzlich das Lycee Notre-Dame de Sion in Ankara. Afet İnan beschäftigte sich eingehend mit der Geschichte der Türkei, gab Geschichtsunterricht an einer Lehrerschule in Ankara und wurde Mitglied des Türk Tarihi Heyeti, eines Ausschusses zur Erforschung der türkischen Geschichte. Sie studierte anschließend in der Schweiz Geschichte, erlang den Doktortitel, kehrte zurück in die Türkei und lehrte ab 1942 an der Geschichtsfakultät in Ankara als Dozentin, dann ab 1950 als Professorin. Afet İnan setzte sich seit ihrer Jugend auch für Frauenrechte ein.
Quellen:
  • isteataturk.com (o. J.). Afet İnan. http://www.isteataturk.com/haber/4802/falih-rifki-atay (Zugriff am 19. August 2015).
  • Inan, Arı (Hrsg.) (2006). Prof. Dr. Afet Inan. Remzi Kitabevi.

Jale, Afife
Geb. 1902 in İstanbul, gest. 24. Juli 1941 in İstanbul. Schauspielerin.
Sie besuchte die Mädchen-Kunstschule, ging dann zum Städtischen Theater İstanbul, wo sie zur ersten türkischen Schauspielerin wurde. Da es für muslimische Frauen verboten war, als Schauspielerin zu arbeiten, wurde ihr der Prozess gemacht. Mit Protokoll vom 8. März 1921 wurde sie aus dem Darülbedayi entfernt (Darülbedayi = erstes von Cemil Paşa initiierte Theater im westlichen Stil). Ihre Liebe zur Schauspielerei ließ sie nicht aufgeben; sie wechselte zum privat organisierten Burhanettin Theater und später zum Theater von İsmail Faik Bey. Sie wurde wieder von der Polizei festgenommen und schikaniert. Obendrein wurde sie von ihrem Vater als "Hure" ausgestoßen und auf die Straße gesetzt. Zu ihren finanziellen Sorgen kamen gesundheitliche Probleme hinzu. Ihre starken Kopfschmerzen behandelte ihr Arzt mit Morphium, was sie abhängig machte. Schließlich kam sie in die Psychiatrie, wo sie ihre letzten Jahre verbrachte.
Quelle:
  • Stiftung Frauenbibliothek und -informationszentrum (Hrsg.) (2004). Ajanda 2004. İlkler. (Kalender 2004. Die Ersten).
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